Gewaltprävention im Kindergarten und zu Hause

Uwe Trevisan

von Uwe Trevisan

Gewaltprävention im Kindergarten und zu Hause

Mit Sorge blicken Eltern auf ihr Kind, wenn es im Kindergarten durch ein anderes Kind verletzt wurde oder gar selbst Verursacher einer Rauferei war.

Streitsituationen und die Aggressivität mancher Jungen und Mädchen sind in einer Kita keine Seltenheit. Für Eltern stellt sich die Frage: Wo liegen die Grenzen zwischen normalem Verhalten im Kleinkindalter eines Kindes und der Notwendigkeit, einzuschreiten.


Harmloses Kräftemessen oder ein blutiger Streit?

Dass Kinder ihre Konflikte gern mit Händen und Füßen austragen, ist den meisten Eltern bekannt. Die Kleinen müssen erst lernen, ihre Gefühle auszudrücken und zu kontrollieren. Oft möchten sie durch ihr Verhalten einen festen Platz in der Kindergartengruppe behaupten oder sich Anerkennung verschaffen. Schlicht aus Frust, der Nachahmung der Lieblingsserie oder als simpler Weg zum Ziel wird Gewalt von Kindern eingesetzt: Möchte ich das Auto jetzt zum Spielen haben, hole ich es mir um jeden Preis. Die meisten Streitereien im Kindergarten sind wichtige Schritte in der Entwicklung eines Kindes und erfüllen einen Zweck. Kommt es jedoch dazu, dass dabei Kinder verletzt werden, sind die Grenzen überschritten und die Erzieher müssen handeln. Fehlende Impulskontrolle und die oft gar nicht böse gemeinte Handlung eines Kindes könnten sonst in mehr Gewalt enden. Sehr häufig überblicken vor allem die kleinen Kinder noch gar nicht die Folgen ihres Handelns.


Die beste Reaktion der Eltern ist zunächst genaues Zuhören

Intuitiv möchten Eltern ihr Kind schützen und Schritte einleiten.

Zunächst gilt es jedoch, dem Kind - egal ob Opfer oder Täter - ruhig und ohne Aufbrausen genau zuzuhören. Nicht immer kann man ermitteln, warum ein Streit eskalierte oder Erzieher nicht schnell genug eingreifen konnten. Sofort bei den Eltern des anderen Kindes anzurufen oder schwere Strafmaßnahmen einzuleiten, wäre der falsche Schritt. Besser ist es, sich zu beruhigen und von den Erziehern eine objektive Meinung einzuholen. Den Kindern zukünftig den Umgang miteinander zu verbieten, wäre ebenfalls ein falsches Signal. 


Oft sind die Kleinen bereits wieder beste Freunde, während die Eltern immer noch im Geiste mit dem Problem hadern. Kinder sollten ihre Erfahrungen machen können und selbst entscheiden, mit wem sie spielen möchten. Gemeinsam mit den Erziehern Gespräche zu führen, ist erfolgversprechender. Sie stehen unmittelbar in der Situation und können dank ihrer Fachkompetenz und Erfahrung die Gruppendynamik sehr gut beurteilen. 


Gibt es Grund zur Sorge, werden die Erzieher des Kindes Schritte einleiten. Immer wieder kritisieren jedoch Eltern, dass die Erzieher in der Gruppe nicht gehandelt hätten. Da ein Streit unter Kindern jedoch ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung ist und sie dadurch wichtige Erfahrungen sammeln und eigene Lösungswege entwickeln, schreiten Erzieher nicht zu früh in Streitereien ein. Erst wenn die Eskalation droht, wird gehandelt. Eine Möglichkeit, Eltern mit der pädagogischen Arbeit der Betreuer ihrer Kinder und der Vorgehensweise bei aggressivem Verhalten aufzuklären, sind Elternabende in der Kita. Sie leisten wertvolle Aufklärungsarbeit.


Gemeinsam Lösungswege suchen

Sowohl Eltern als auch Erzieher müssen mit betroffenen Kindern nach einer entsprechenden aggressiven Handlung Gespräche führen und gemeinsam nach alternativen Verhaltensweisen suchen. Wie hätte man die Situation anders lösen können? Was kannst du beim nächsten Mal besser machen? So lernt das Kind aus Erfahrungen und entwickelt neue Strategien. Den Hinweis, sich handgreiflich gegen Gewalt zu wehren, führt bei Kindern nur zu Unsicherheiten und zu noch mehr Gefühlschaos.


Eltern in einer Vorbildrolle

Nicht zuletzt haben Eltern nach wie vor eine Vorbildfunktion. Schaffen es die eigenen Eltern zu Hause Konflikte gewaltfrei zu lösen, sich nach Fehlern zu entschuldigen und die eigenen Interessen zu vertreten, ohne andere dabei körperlich wie auch seelisch zu verletzen, entwickeln Kinder ein hohe soziale Kompetenz. Erleben die Kinder jedoch selbst Gewalt, etwa in Form einer Bestrafung durch Schläge, werden sie diese Maßnahme aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus selbst anwenden.


Spielzeugpistolen müssen nicht aussortiert werden

Eltern neigen dazu, Kindern bestimmte Spielsachen zu verbieten, weil diese damit gewaltverherrlichend spielen. Stimmt jedoch das soziale Umfeld des Kindes und wird dem Kind regelmäßig in kindgerechten Gesprächen vermittelt, dass diese Gewalt aus Film und Fernsehen nicht real ist und in Wirklichkeit Menschen verletzt, wird das Kind dadurch nicht zum Gewalttäter. Haben Eltern aus Sorge die Spielzeugpistole oder das Laserschwert weggenommen, bauen sich die Kleinen - kreativ wie sie sind - eine aus Legobausteinen, funktionieren einen Stock oder langen Schuhanzieher zur neuen Waffe um.


Statt Strafen und Verboten führen zum Thema Gewalt vielmehr Prävention und das Training sozialer Kompetenzen eine Rolle. Nahezu jedes Kind wird in seiner Kindergartenzeit einmal gebissen oder geschlagen bzw. wird selbst handgreiflich. Solange dies kein Dauerzustand ist, liegt alles im normalen Bereich und Eltern müssen sich keine ernsthaften Sorgen machen. Das Vertrauen auf die Kompetenz der Betreuer und auf die eigene positive Erziehungsarbeit reicht oft vollkommen aus.



Und noch eine Bitte an dich! Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diesen Beitrag teilen würdest.

Bis bald!


Uwe